
Ich werde häufig in E-Mails von Lesern gefragt, wie ich meine Hauptfiguren für meine Romane entwickle. Daher möchte ich den Impress-Geburtstag zum Anlass nehmen, einen kleinen Beitrag zu diesem Thema zu verfassen, von dem ich hoffe, dass er eure Fragen beantwortet und nützlich für diejenigen ist, die selbst gern schreiben. Zur Veranschaulichung bringe ich Beispiele aus meiner „Dschinn“-Reihe, die seit Ende Juli 2020 auch als E-Box auf allen großen Plattformen erhältlich ist.
Vorab möchte ich festhalten, dass dies natürlich keine allgemeingültigen Regeln sind, sondern einfach die Art und Weise, wie ich persönlich an die Sache herangehe. Ich denke, jeder Autor hat da seinen eigenen Zugang, und das ist vollkommen in Ordnung.
Bei mir ist es so, dass meine Hauptfiguren meist „fix und fertig in meinen Kopf spazieren“. Ich kann es nicht anders ausdrücken; die Figuren sind einfach plötzlich da – und dann muss die Geschichte nur noch niedergeschrieben werden.
Obwohl ich also nicht sozusagen vor einem blanken Reißbrett sitze und meine Figuren nach irgendeinem Schema oder „Kochrezept“ von Null weg erschaffe, gebe ich dennoch den Figuren, nachdem sie in meinem Kopf auftauchen, bewusst den letzten Schliff. Dabei versuche ich, meine Kreativität mit der Handwerkskunst des Schreibens zu verbinden und achte auf folgende Punkte:
Erstens: Hat die Figur genügend Facetten in ihrer Persönlichkeit, um authentisch zu wirken? Meiner Meinung nach vermiest einem das Leseerlebnis nichts mehr als platte, langweilige Figuren. Ich möchte, dass meine Figuren das Interesse der Leser fesseln, und dazu müssen sie interessant genug sein. Lori, zum Beispiel, die Hauptfigur meiner Dschinn-Reihe, ist einerseits schüchtern und etwas tollpatschig, aber sie hat ein gutes Herz und gibt immer ihr Bestes, was sie wiederum sehr liebenswert macht. Man wünscht ihr, dass sie Erfolg hat; auch wenn sie nicht die Romansuperheldin im klassischen Sinne ist.
Zweitens: Handelt die Figur auf glaubhafte Weise? Ich lasse meine Figuren bewusst nicht immer die „besten“ oder vernünftigsten Entscheidungen treffen, denn das geschieht im echten Leben ja auch nicht immer. Aber ich versuche darauf zu achten, dass die Entscheidungen meiner Figuren aufgrund ihrer Persönlichkeit in der jeweiligen Situation glaubhaft und nachvollziehbar sind. Dabei setze ich „glaubhaft“ nicht mit „realistisch“ gleich; in meinen Fantasyromanen geschehen viele unrealistische Dinge (logisch, sind ja auch Fantasyromane). Wenn sich beispielsweise mein Dschinn in einer Szene in ein Fernsehstudio beamt, weil er gerade Lust darauf hat, dann ist das natürlich unrealistisch – aber im Rahmen der Geschichte ist es glaubhaft, weil es seiner neugierigen Persönlichkeit entspricht.
Drittens: Verändert sich die Figur durch die Geschehnisse in der Geschichte? Im realen Leben lernen und wachsen wir an unseren Erfahrungen, und diese Wandlung versuche ich auch meine Figuren durchleben zu lassen. Am Beispiel von Lori, verändert das Mädchen sich von einem schüchternen Mauerblümchen langsam zu einer mutigen jungen Frau, die für ihre Freunde einsteht und für ihre Überzeugungen kämpft. Das geschieht natürlich nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt im Laufe der Geschichte – eben so wie im echten Leben.
Ich hoffe, dass euch diese Tipps ein bisschen näherbringen konnten, wie ich an die Entwicklung meiner Romanfiguren herangehe. Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Lesen meiner Romane!
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