Zauberbann-Saga

„Im Zauberbann des Silbermonds“ Leseprobe Teil 1

im zauberbann des silbermondsKapitel 1

Rebecca

Von dem Moment an, als sie den mordlüsternen Ausdruck in den Augen der Wölfe sieht,  weiß Rebecca, dass es ein großer Fehler gewesen ist, die sicheren vier Wände ihrer elterlichen Villa zu verlassen.

Sie versucht, ihre Angst zu verbergen, und richtet ihren Blick wieder geradeaus auf den Altar. Ihre schlanken Hände umklammern die Bibel; die Holzbank, auf der sie kniet, ist hart, und Rebeccas Beine schmerzen.

Der Dompfarrer liest die Sonntagsmesse, doch Rebecca nimmt seine Worte kaum wahr. Ihre Eltern knien neben ihr auf der Holzbank; ihre Mutter scheint ebenso angespannt zu sein wie sie selbst, ihr Vater hat die Schultern gestrafft und seine Miene ist versteinert.

Hinter sich hört Rebecca ihren Großvater leise husten. Zwei Bänke weiter raschelt Emil Graf Krottenbachs Lodenmantel, dann ertönt das dumpfe Geräusch von Metall, das sanft gegen Holz schlägt.

Graf Krottenbach hat seine Jagdbüchse unter dem Mantel hervorgeholt und gegen die Kirchenbank gelehnt.

Rebecca wirft erneut einen ängstlichen Blick auf die hinteren Reihen des Doms. Die gesamte, bescheidene Jägergilde Salzburgs ist bei der Messe anwesend: Rebeccas Familie und der Krottenbach-Clan. Die Wolfsclans, die geschlossen die hinteren Reihen einnehmen, zählen mehr als doppelt so viele männliche Mitglieder wie die Gilde.

Salzburg gehört Cornelius von Krohnfeld und seinem Rudel; das ist Rebecca klar, egal, was ihr Vater sagt. Obwohl die Gilde erbitterten Widerstand leistet, rückt Cornelius von Krohnfeld seinem erklärten Ziel, die Jäger vollständig aus Salzburg zu vertreiben, immer näher. Rebecca wird niemals die letzten Worte vergessen, die zwischen ihrem Vater, dem Gildenvorsteher von Salzburg, und dem Alpha Cornelius von Krohnfeld gewechselt wurden:

„Wir würden lieber sterben, als Salzburg kampflos euch Wölfen zu überlassen!“

„Dann werden wir jeden einzelnen von euch töten – denn wir werden Salzburg nicht mit euch teilen!“

Rebecca war damals noch ein Kind; seither haben der Gildenvorsteher und der Alpha nicht mehr miteinander gesprochen. Sie lassen stattdessen die blutigen Kämpfe und die vielen Toten auf beiden Seiten für sich sprechen.

Rebecca richtet ihren Blick wieder nach vorne auf den Priester. Die Teilnehmer der Messe haben sich inzwischen erhoben und ein Lied angestimmt. Rebecca bewegt ihre Lippen, doch sie bringt keinen Ton hervor.

Das nächste Mal, dass ich an einem Altar stehen werde, wird bei meiner Hochzeit sein, schießt es ihr durch den Kopf. In wenigen Wochen werde ich einen wildfremden Mann heiraten.

Teil 2 der Leseprobe gibt’s am 21. April 2019!

„Im Zauberbann des Silbermonds“ erscheint am 30. April 2019!